Pauleasca Reise

Ein Bericht über die Fahrt zu einem Roma Dorf in Pauleasca (Rumänien)

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Der Text wurde geschrieben von Andrea Schider.

Am 23.09.2018 starteten wir ausgehend von Salzburg unsere Reise nach Pauleasca. Es stand uns eine Autofahrt von knapp 1400 Kilometern bevor – einmal quer durch Österreich, durch Ungarn und fast durch Rumänien. 

Europakarte-Rumänien

Nach etwa 14 Stunden, mit einmal ein- und wieder auftauchen aus der Nacht, hatten wir es schließlich geschafft, wir waren an unserem Ziel, Pitești, angekommen. Unser Zuhause für die nächsten Tage war bei einem Haus für Jugendgruppen, getragen vom „Oblaten Orden“. Es steht auf einem tollen Areal, welches von drei jungen Priestern, zwei kleinen Hunden und vielen Katzen betreut wird. Wir wurden von der ersten Sekunde an herzlichst aufgenommen und super versorgt. Als auch Steffi Lanzdorf (Malteser Salzburg) und Anca (Malteser Rumänien – Leiterin des Roma Projektes vor Ort) dort ankamen, hatten wir erstmals bei einem gemeinsamen Abendessen die Möglichkeit, Fragen zum Projekt zu stellen und uns kennenzulernen.

Das Projekt

Die Malteser betreuen hier in Pauleasca (besteht aus den Teilen Troislav, Tinca und Tufanu) Menschen aus der Community in Tinca. Es ist kein „Dorf“ so wie wir das kennen. Man findet es weder auf einer Landkarte noch findet man dort eine reguläre Straße oder Infrastruktur wie Sanitäranlagen/Abwasser/Strom. Obwohl es zum Gebiet der Gemeinden Micesti und Malureni gehört, greift die lokale Verwaltung dort nicht. Dies drückt sich beispielsweise durch die eben fehlende Infrastruktur aus, aber auch dadurch, dass man keine Krankenstation findet und auch die Schulpflicht nur am Papier existiert. Wie viele Menschen genau dort leben, war zunächst unklar, bis Anca von Haus zu Haus ging, um für den Start des Projektes alle Fakten der Community zu erheben. Die Menschen leben in großteils notdürftigen Häusern, welche sie selbst aus Wellblech, Steinen, Holz, Ziegel, Lehm usw. nach und nach bauen. Wenn man bedenkt, dass die Winter doch vergleichbar hart und rau wie bei uns sind – man mag sich gar nicht vorstellen, wie die Bewohner diese Jahreszeit, vor allem mit Babys, in diesen Häusern überstehen….

Ein Roma Dorf in Pauleasca (Rumänien)

 

Der Fokus des Projekts wird auf Mütter mit (Klein-)Kindern gesetzt. Das Ziel ist es, jedem eine Grundlage an Bildung zu ermöglichen um den Kreislauf der bitteren Armut, in  welchem sich Roma seit Jahrzehnten befinden, irgendwann zu durchbrechen. Es soll ein Haus errichtet werden, welches als Anlaufzentrum für die Bewohner dienen soll. Man will einerseits Inhalte wie Erste Hilfe, Hygiene oder  Verhütung thematisieren und andererseits soll es auch als Treffpunkt zum Austausch für Mütter untereinander und mit den Sozialarbeiterinnen dienen. Bereits jetzt spielen die Mitarbeiterinnen jeden Nachmittag mit den Kindern und beraten die Mütter bei Schwierigkeiten rund um ihren Alltag. 

 

Anca nahm uns mit in die Community in Tinca, die etwa 20 Minuten mit dem Auto von unserer Unterkunft entfernt lag. Dort lernten wir noch Anna und eine weitere Anca kennen, zwei Damen, die auch Mitarbeiterinnen beim Projekt sind. Jeden Vormittag gehen sie durch die Siedlung, um mit den Menschen dort zu sprechen, Probleme zu erörtern, bei Bedarf materiell oder sozial zu helfen beziehungsweise Hilfe zu organisieren. An diesem Tag durften wir sie begleiten und viele bekannte Gesichter aus Salzburg begegneten uns. Viele Roma aus Tinca fahren zusammen in Fahrgemeinschaften nach Salzburg, um dort zu betteln oder Straßenzeitungen zu verkaufen und sich somit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie freuten sich über unseren Besuch, erzählten über Schicksalsschläge, ihr Leben dort und zeigten uns ihre „Häuser“. Viele Kinder begleiteten uns unterwegs und waren neugierig, was wir dort machen.

Es ist schwer in Worte zu fassen, was einen dort erwartet. Eine Schotterstraße, die durch die Siedlung führt, wo man sich schwer vorstellen kann, dass es überhaupt möglich ist, diese mit einem Fahrzeug zu passieren. Häuser, in denen es weder ein Badezimmer, noch fließendes Wasser, noch Strom oder eine Kochstelle gibt. Meist haben sie nur einen Raum, in dem mehrere Personen schlafen. Darin steht ein kleiner Ofen, der vor allem im Winter wichtig ist. Einige der Bewohner besitzen Pferde, damit sie Holz oder Ähnliches zu ihren Hütten bringen können. Man begegnet dort auch vielen Hühnern, Schweinen und streunenden Hunden.

Am Nachmittag begleiteten wir Anca und Anna zur Schule. Dort werden die Kinder in einer Vormittags- und einer Nachmittagsgruppe unterrichtet. In dem Gebäude trifft sich jeden Nachmittag eine Kleinkinder – Müttergruppe aus der Community, die ebenfalls von den Sozialarbeiterinnen der Malteser betreut wird. Dort hatten wir die Gelegenheit, mit den Kindern des Dorfes zu spielen.

 

Schön zu sehen, wie schnell es geht, dass die kleinen Menschen einen riesigen Spaß haben und einem vertrauen und das obwohl wir nicht die gleiche Sprache sprechen und sie uns noch nie zuvor gesehen haben. 

 

Roma Kinder beim Spielen

Dann hatten wir die Gelegenheit uns Troislav, einer weiteren Community gleich ums Eck von Tinca, anzusehen. Auch dort leben sehr viele Menschen, die man von den Straßen aus Salzburg kennt. Diese Siedlung wird seit mehreren Jahren bereits von einer schwedischen Organisation unterstützt. Auch dort gibt es eine Schule, in der die Kinder lesen und schreiben lernen können. 

Eine Roma Schule im Dorf Pauleasca in Rumänien

Die Reise war sehr eindrucksvoll, interessant und vor allem eine große Bereicherung, durch die wir vieles von unserem, uns als selbstverständlich erscheinendem Leben wieder schätzen lernten.

Außerdem bekamen wir einen ersten Eindruck vom Alltag der Roma und ihrer Wohnsituation. Des Weiteren war es wertvoll, einen Überblick darüber zu gewinnen, welche Projekte vor Ort existieren. Das macht es uns möglich zu überlegen, was wir konkret dort bzw. generell für die Minderheit der Roma helfend tun können. Eine bereits konkrete Idee der Malteser, die wir sehr gerne unterstützen möchten, ist es, in der Umgebung von Tinca  2019 ein Kindercamp auszurichten. 

 

Zuletzt möchten wir uns bei allen bedanken, die uns diese Reise ermöglicht haben. Dabei geht ein großes “Danke” an Steffi Lanzdorf, an Anca, Anca und Anna und an die Betreiber des Hauses des Oblaten Ordens, in dem wir wohnten!!

 

Es tut gut, solche Menschen in unserer Mitte zu haben, Menschen, die sich für Minderheiten einsetzen und Großes leisten.

 

Wir hoffen, es war nicht die einzige Reise nach Pauleasca und freuen uns schon auf Ideen und Aktivitäten, die wir unterstützen oder gemeinsam umsetzen können.


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